Fotografie Frank Grellert


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Wie muss sich das anfühlen,

wenn man nicht mehr mit dem röhrenden 12-Zylinder protzen kann ...

Meine ersten Jahre passierten in Düsseldorf. Sie waren glücklich: Kinder, die im selben Haus wohnten, spielten täglich glücklich im Hof. Es gab dort Bäume, etwas Grün. Der Hof war von einer Mauer umgeben, die das Reich der Phantasie gegen Eindringlinge abschirmte. Später fuhr ich nach Düsseldorf, um die Großeltern und den Onkel zu besuchen. Für einen, der das geschützte Hof-Reich gegen das Schotterfeld am Musfeldplatz in Duisburg-Hochfeld eingetauscht hatte und dort eine andere, eine proletarische, aber nicht minder glückliche Spielgemeinschaft gefunden hatte, war die Reise nach Düsseldorf eine Reise in eine andere Welt: Arbeiter waren dort nicht sichtbar. Die Düsseldorfer (auch wenn sie Arbeiter waren), kaschierten das durch modische Kleidung und anderen Firlefanz. Am Carlsplatz, in der Düsseldorfer Altstadt, haben sie sogar den Münchener Viktualienmsarkt imitiert. Das blieb mir eine fremde Welt. Natürlich habe ich von der Düsseldorfer Künstler-Szene nichts mitbekommen, wahrscheinlich hätte es dann etwas anders ausgesehen.

Immerhin wurde Heinrich Heine in Düsseldorf geboren. Obwohl er schon tot ist und meistens vor den Preußen auf der Flucht war, ist er mir einer der allerliebsten Düsseldorfer. Das Heinrich-Heine-Institut in der Bilker Straße 12-14 ist eine würdige Stätte. Lange hat Düsseldorf wohl mit Heirnich Heine gehadert, aber inzwischen haben sie ihn wohl angenommen. Heinrich Heine selbst hat sich immer gerne an Düsseldorf erinnert, aber über Leute (nicht nur in Düsseldorf!) muss er wohl ähnlich gedacht haben:
Schwarze Röcke, seid'ne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassiren –
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

Auf dem Jan-Wellem-Denkmal, das vor dem Rathaus steht, turnte Heinrich Heine 1806, als die Franzosen einmarschierten und registrierte belustigt, dass die alten Ratsherren plötzlich so eine moderne Miene aufsetzten. Aber diese Anpassungsbereitschaft beschränkte sich wohl aufs Äußere und wahr volatil. Denn nachdem Napoleon besiegt war, legten sie erst richtig los mit der Verfolgung liberaler Kräfte und der Zensur. Dann zeigten sie wieder das wahre preußische Gesicht.

Die Düsseldorfer Altstadt ist heute Anziehungspunkt, teils für Touristen aus Holland und England, die es dort richtig krachen lassen (und die die Düsseldorfer Kleiderordnung nicht verstanden haben), teils für Neureiche, die auf der Kö ihre dicken Autos, ihr Geld und sonstwas raushängen lassen wollen (Was machen die eigentlich, wenn es nur noch leise E-Autos gibt?)). Gut - Campino und seiner Szene bin ich nicht begegnet und bei Fortuna Düsseldorf war ich auch noch nicht, wenn doch, wahrscheinlich hätte es dann auch etwas anders ausgesehen.

Schein hin, Schein her, Düsseldorf ist sicher eine liebenswerte Stadt mit einem reichhaltigen kulturellen Angebot und hat eventuell sogar inzwischen ihren Frieden mit Heinrich Heine geschlossen, — aber völlig gesichert ist das nicht!

Hier gibt es ein paar (völlig unmaßgebliche) Eindrücke aus der Altstadt, aus dem Uerigen und von der Kö. Die Radschläger gibt es nicht mehr, aber ein Denkmal, dafür jede Menge Schick-Schick!

wird fortgesetzt ...

 

 

 


  •  Fotografie 
  • 23.06.2023  
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  •   13.08.2023  
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