Fotografie Frank Grellert


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Blasen in den Mai

Es ist schon eine merkwürdige Vorstellung, mit Jodeln, Juchzen und Alphorn-Geblase den April zu beenden und in den Mai zu starten. Noch merkwürdiger aber ist es, den Freunden aus Damaskus zu erklären, was das soll. Ich habe es versucht und erläutert, dass auf diese Weise böse Geister vertrieben werden können. „und hauen die guten Geister nicht auch ab, wenn sie das hören?“. lautete ihre Gegenfrage. Vielleicht dient es dazu, den Jägern Beute in die Flinten zu treiben? Viele Fragen, wenig Antworten!

Aber eine Gemeinde von begeisterten Anhängern alpenländischer Musik und des „Urban Yodelling“ wagte den gemeinsamen Aufstieg auf den Hahneberg bei Staaken, der sich immerhin 87,6 m über Normal-Null erhebt. In der Ankündigung hieß es:

Der 11. musikalische Gipfelsturm auf Berlins 87er. Wie immer zur Walpurgisnacht. Zum elften Mal treffen die Berliner Alphornbläser*innen um Ma-Lou Bangerter (u.a. Mitglieder des Berliner Alphornorchesters), der Berliner Jodelchor urban yodeling (Ltg. Ingrid Hammer) und die Jodelkurse von Ingrid Hammer auf dem Hahneberg in Berlin-Spandau zum Alphorn- und Jodeltreffen zusammen. Special guests: MARCUS PRIETH /I, ein leidenschaftlicher Musiker und Jodler aus Südtirol sowie: der Schweizer Alphornrevolutionär BALTHASAR STREIFF /CH Das war nicht zu viel versprochen. Leidenschaftlich war es!

Zum Glück kannten die Freunde aus Damaskus weder das Alpenland, noch Österreich, noch die Schweiz. Ich erkläre den Blick nach Osten. Dort sieht man den Teufelsberg. „Dort hat man nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Schutt der zerstörten Häuser abgekippt und später ein Naherholungsgebiet daraus gemacht“, erkläre ich. „Ach, das ist aber eine gute Idee!“ kommt es zurück. Mit diesem und mit anderen AHA-Erlebnissen ließen sie ihre Familie, die in Ghuta bei Damaskus zurückbleiben musste, live per Smartphone an dem Event teilhaben und so konnte auch sie die Atmosphäre, das Grün und den schönen Ausblick genießen. Das gab es wohl noch niemals zuvor, dass das Alphornblasen auf dem Hahneberg in Staaken bis Damaskus hörbar war. Auch dort werden sie den Anblick genossen haben.

Bei der Musik fremdelten sie allerdings noch ein wenig - ich auch. Aber das kann ja noch werden. Es war jedenfalls ein stimmungsvoller, schöner Abend mit einem wundervollen Sonnenuntergang, begleitet von dem Gebimmel mitgebrachter Kuhglocken, die in Einzelfällen die Größe einer Kloschüssel erreichen konnten. Vielleicht auch einer der seltenen Abende, an dem das Schmunzeln Ghuta bei Damaskus erreicht hat.

 

 

 


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  • April 2018  
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  •   13.08.2023  
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