Ein jesidisches Dorf

Ein jesidisches Dorf

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Die „sieben Mysterien“ der Jesiden

Die Gegend ist verlassen und ausgesprochen dünn besiedelt. Die Provinz Mardin befindet sich in der Nähe der syrischen Grenze auf türkischem Boden. Der größte Teil der Bevölkerung besteht aus Kurden. Gefolgt von Arabern und Türken. Das Sindschar-Gebirge im Irak, das einen hohen Anteil von Jesiden hat, ist in der Luftlinie ca. 120 km entfernt. Nicht nur der IS bekämpft die Jesiden. Im Islam gelten sie als Abtrünnige, „Teufelsanbeter“ werden sie bisweilen genannt. So betrachtet sie auch die muslimische Bevölkerung im Irak, in Syrien und imSüdosten der Türkei mit Skepsis, wenn nicht sogar mit Feindseligkeit. Das Massaker an den Jesiden im Sindschar-Gebirge verstärkte das Gefühl der Unsicherheit unter den Jesiden in der Region. Viele sind schon vorher nach Europa gegangen, um dort zu arbeiten - eigentlich aber eher, um in Ruhe und Frieden leben zu können. Dieses Schicksal teilen sie mit den syrianischen Christen, deren religiöses Zentrum nicht weit entfernt ist: Das Kloster Mor Gabriel befindet sich ganz in der Nähe, ebenfalls in der Provinz Mardin im Südosten der Türkei. Das Ehepaar lebt übrigens schon seit Jahrzehnten in Gießen. Das Heimweh des Mannes war unendlich groß, so dass er sich entschlossen hat, sein Elternhaus in dem beinahe vollständig verlassenen Dorf wiederherzurichten, um einen Ort zu finden, an dem er friedlich alt werden und sterben kann. Seine Frau beklagt sich bei uns über diesen Plan. Sie deutet an, dass sie beide krank sind und in dieser verlassenen Gegend eher Hilflosigkeit als Heimatgefühl finden werden. Ihr dringlichster Wunsch: So schnell wie möglich nach Hause zu kommen, nämlich nach Gießen. Das war Ende 2012, vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien. 2007 gab es einen Anschlag auf die Jesiden im Sindschar-Gebirge, mit dem sich Al-Quaida brüstet. Er forderte 500 Tote. 2014 erklärte der Islamische Staat, die Jesiden auszurotten und deren Frauen zu versklaven. Wir werden Zeuge eines Völkermords an den Jesiden durch radikale Muslime. Assoziationen mit dem Völkermord an den Armeniern drängen sich auf, das war wenige 100 km weiter westlich. Nicht sehr weit entfernt also.

Nadja Murad, eine jesidische Frau, die ihre Scham und ihr Schweigen gebrochen hat, um über die Greueltaten des IS im Sindschar-Gebirge zu berichten, erhielt im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis.

Die Religion der Jesiden besitzt kein Buch, so ist das Wissen über die Jesiden gering und deren Abschottung nach außen ist aufgrund ihrer Geschichte nachvollziehbar. Der Wikipedia-Artikel über die Jesiden ist übrigens sehr ausführlich und enthält sehr viele Hinweise auf weitere Informationen und Hintergründe zum Thema.

Und was sind nun die sieben Mysterien der Jesiden? Der Wikipedia-Artikel erklärt die religiöse Bedeutung, aber die aktuelle lautet

  1. Die Feindschaft Al-Quaidas gegenüber den Jesiden
  2. Die Feindschaft des IS
  3. Die Feindschaft der Kurden
  4. Der Irak-Krieg
  5. Die Ablehnung der Jesiden durch die türkische Regierung
  6. Die deutsche Regierung, die sich nicht gegen Erdogan positioniert
  7. Die heimliche Koalition von CSU, FDP, Teilen der SPD und AfD in der Flüchtlingsfrage, die dazu führt, dass hauptsächlich über „Abschiebung in sichere Herkunftsländer“ debattiert wird.