Im Museum gibt es allerdings nicht nur Dino-Knochen. Wer Bao Bao endlich einmal ins Auge sehen möchte, ohne Schlange zu stehen, sollte hingehen. Todesursache war wahrscheinlich großer Bewegungsmangel! Bao Bao hängt genauso schlaff herum wie damals zu Lebzeiten im Zoo, --- die Spitznamen des Panda-Pärchens, zu dem das Weibchen Bao Bao und Tjen Tjen gehörten, lauteten „Schnurz und Piepe“, die Berliner drehten 1980 vor Begeisterung durch. Die Pandas nahmen daran wenig Anteil, wahrscheinlich waren sie beide fern ihrer Heimat totunglücklich, auch wenn sie ein Luxusleben führten: Das Futter kam täglich frisch aus Amsterdam, und aus China wurden sie 1. Klasse eingeflogen, schließlich war das die Pflege deutsch-chinesischer Wirtschaftsbeziehungen mit Hilfe von Tieren. Alle haben sich tierisch gefreut, bis auf die Pandas: Tjen Tjen starb schon 1984 und Bao Bao verendete 2012, wahrscheinlich vor lauter Depressionen in Schockstarre. Vielleicht geht es den Pandas - und hier schließt sich der Kreis - ähnlich wie den Dinos: Um die notwendige Kalorienzahl zu erreichen, mussten sie als Vegetarier pausenlos fressen und durften sich nur wenig bewegen, um nicht vom Fleisch zu fallen. Bao Bao in der Vitrine ist heute ein Meisterwerk der Tierpräparation: Es geht nicht nur darum, die Physiognomie zu bewahren, sondern auch hervorstechende Wesensarten - hier die grenzenlose Schlaffheit, die vielen Berlinerinnen und Berlinern das Tier so sympathisch erscheinen ließ. Was ist Sympathie? Der Blick in den Spiegel, erkenne Dich selbst! - Wer möchte denn kein Panda sein? Kurz Präparation - das ist Unsterblichkeit realisiert mit menschlichen (präparatorischen) Mitteln. Auch dem Eisbär Knut kann man sich gefahrlos nähern, weil er nun ausgestopft ist. Etwas beängstigend sind die Rieseninsekten. Steht uns das etwa mit der Klimaerwärmung noch bevor??
Der Charme des Sammelfiebers der Naturforscher im 19. Jahrhundert, die sich in diesem Museum eine Lagerstätte für die Resultate ihrer Sammelleidenschaft geschaffen haben, blieb auch nach der Renovierung erhalten. Hier wurde nichts „kaputt“-saniert. Die Ausstellungen sind eine glückliche Mischung aus Sinnlichkeit, mit modernen Medien (diskret) vermittelten Informationen und bewundernder Ehrfurcht vor den großen Naturforschern des 19. Jahrhunderts, allen voran Alexander von Humboldt. Wer noch nicht da war, seit das Naturkunde-Museum renoviert wurde, ist selber schuld!
Auf der Webseite des Museums Webseite des Museums gibt es viele Infos und beeindruckende Animationen. Zum Humboldt-Jahr 2019 gibt es alle Veranstaltungen auf einer besonderen Seite.
Frank Grellert (der Text ist urheberrechtlich geschützt)